Fallschirmjäger

 Von einem ehemaligen Fallschirmjäger in Prora (1962-1982):
„…Unbedingt erwähnt werden muss unsere Kaserne. Der nördlichste, noch bewohnbare Teil der ehemaligen KdF-Bauten vom „Adolf Nazi“. Wenn man am hellen Tage unsere Kasernenanlage betrat, ließ man alle Hoffnungen fahren. Ein riesiger fünfstöckiger Bau, mit ins Land springenden Seitenflügeln, die einmalig hässlich, da unverputzt, waren. Die Kompanieflure gingen landwärts und die Unterkünfte und Dienstzimmer zeigten seewärts. Das war im Sommer sehr schön und im Winter „schweinekalt“. Nicht selten kam es vor, dass beim morgendlichem Erwachen, Schnee im Zimmer lag, weil die Fenster undicht waren.

Da aber sowieso bei offenem Fenster geschlafen wurde, die Heizung nichts taugte und es sowieso nur kaltes Wasser gab, war das auch egal. Gefroren haben wir im Winter fast immer. Aber durch das morgendliche Bad in der Ostsee, die permanente Kälte, waren unsere Körper so abgehärtet, dass es Erkältungskrankheiten einfach nicht gab.Gleich rechts, nach dem Passieren des Kdl, lag der hölzerne Klub des Truppenteils mit integriertem Wachlokal. Geradeaus weiter kam man zum Stab und den Stabsdienstzimmern. In der Mitte des etwa 400 m langen Baus lag, im Erdgeschoss das Verpflegungslager und die MHO (Militärhandelsorganisation), also die Verkaufseinrichtung, die wir während der Grundausbildung nicht betreten durften. Darüber waren die Speisesäle für Mannschaften und Unteroffiziere. Im 2. OG lag der UAZ (Unteroffiziersausbildungszug), darüber im 3. OG der Sprengtaucherzug. Im 4. OG war die Transport- und Versorgungskompanie einquartiert und ganz oben im 5. OG war die Judo- oder auch Karatehalle. Weiter nördlich waren im EG das Materiallager. Im 1. OG hatte sich der Fallschirmdienst eine große Packhalle und sein Lager eingerichtet. Die anderen 3 Stockwerke belegten die Fallschirmjägerkompanien. Dabei die 3. FJK im 3. Stock, die 2. FJK im 4. Stock und die 1. FJK im 5 OG. Mitte der 70-er Jahre wurde noch eine moderne Sporthalle erbaut.Das Beste aber war die im Norden der Kaserne liegende Ausbildungsanlage.

Vergeblich wurde durch die rote Armee versucht, die Bauten zu zerstören. „Adolf Nazi“ baute eben für die Ewigkeit. Es wurde in dem Beton der Bauten soviel Stahl eingebracht (für die Sprengkundigen unter Euch – „schlaffe Bewährung“) das etliche Tonnen brisanten Sprengstoffs, nicht allzu viel ausrichten konnten. Dort ließen wir so manchen Tropfen Schweiß.Unser Ausgangsbereich waren die Orte BERGEN und hauptsächlich BINZ. Im Sommer eine wunderbare Sache, im Winter eher Tod. Saßnitz, dass wir gerne in unsere Ausgänge einbezogen hätten, wurde sicherlich in Hinsicht auf die vielen Mollis, denen überlassen. Dabei verstanden wir uns mit den Mollis auf der Insel recht gut. Waren sie doch auch Soldaten, die sich für mindestens drei Jahre die Uniform angezogen haben.

Wenn wir z.B. Streife auf der Insel liefen, behandelten wir die Mollis wie unseres Gleichen. Sie taten dies mit uns auch, wenn sie Streifendienst versahen. Etwas gespannter war das Verhältnis zwischen den Grundwehrdienst Tuenden auf der Insel und uns. Aber darüber möchte ich mich hier nicht auslassen.Als Fazit möchte ich sagen, dass die meisten Soldaten und Offiziere den Wegzug von der Insel nach LEHNIN sehr bedauerten und einige Berufssoldaten, die Verlegung nicht mitgemacht haben. Ihre Wurzeln auf der Insel waren zu stark, als das Sie für Ihre weitere Karriere die Insel aufgeben wollten. In der Regel wurde diesem Wunsch nachgekommen und die Männer in andere, auf der Insel stationierten Truppenteile versetzt.Nachzutragen wäre nur noch, dass wir zum 35 Geburtstag, des schon nicht mehr bestehenden Truppenteils, ein großes Treffen auf der Insel durchgeführt haben, bei dem über 300 ehemalige Fallschirmjäger, teilweise mit Gattinnen, erschienen. Das war natürlich ein großes „Hallo“. Heute gibt es eine Kameradschaft Rügen, deren Vorsitzender Manne S. ist.

In dem Museum das über die militärische Geschichte der Insel berichtet, sind auch viele Dokumente unseres Truppenteils erhalten. Wer kann sich noch an den Katastrophenwinter 78/79 erinnern, wo gerade die Fallschirmjäger für die Insel lebensrettende Maßnahmen durchführten. Ob sie nun schwangere Frauen aus der letzten Ecke der Insel auf einem Schlitten nach Bergen in das Krankenhaus gezogen haben oder Hefe für Brot von Bergen nach Saßnitz auf Skiern transportierten um keine Hungersnot zuzulassen. Schneesprengungen um die Wege und Gleise wieder befahrbar zu machen oder in Bussen eingeschneite Kinder zu retten, waren nur einige der Handlungen, zu denen nur diese gut ausgebildeten und hoch motivierten Männer, die auf der Insel zur Verfügung standen, in der Lage waren.Die Insel ist schön und sehenswert ob nun im Winter oder im Sommer.

Der vollständige Text ist zu finden unter: "
http://www.fjb40.de/components/com_mambowiki/index.php/Prora_auf_der_Insel_R%C3%BCgen"

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